Referat zum Buch Peter Geiser-Egger

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Referat vom 22.11.2023 zum Buch Peter R. Geiser-Egger

Tonbildschau von Simon Kuert

Begrüssung

Nach der ausgezeichneten Tonbildschau von Simon Kuert beschränke ich mich in meinen Ausführungen auf die Entstehungsgeschichte., der Hervorhebung einzelner Reminiszenzen und der Schilderung verschiedener Erinnerungen im Zusammenhang mit meinem Vater.

Warum wurde dieses Buch jetzt veröffentlicht nachdem die gewürdigte Person auf den Tag genau morgen vor 68 Jahren verstorben ist.

Der Peter Geiser-Weg

Den Peter Geiser Weg haben wir Anfangs der Tonbildschau gesehen. Einige wissen wo der sich befindet aber nur wenigen ist die Person von Peter Geiser noch bekannt oder präsent. Im Gespräch mit Daniel Gaberell wurde bald einmal klar, dass wenn diese Geschichte aufgeschrieben werden müsste. dies noch von mir, als jüngster und letzter Überlebender der Familie zu erfolgen hätten. (Die Bereitschaft der Forschungsstiftung die Kosten grossteils zu übernehmen brachte den Prozess ins Rollen.

Die Zusammenarbeit mit den Autoren erwies sich als ausgesprochen fruchtbar und für mich als große persönliche Bereicherung. Ich habe viel gelernt dass ich noch nicht wusste oder aus der Erinnerung verloren hatte. In der langen Zeit seit dem Verlust meines Vaters hatte ich eigentlich auch nie Gelegenheit diese Erinnerungen aufzuarbeiten. Ich kann Ihnen versichern, dass bei dieser therapieähnlichen Retrospektive für mich viele emotionsgeladene Momente die Entstehung dieses kleinen Werks begleiteten.

Die Familie Geiser

Zu Beginn des Buches hat Simon Kurt in vortrefflicher Weise die Herkunft der Familie Geiser recherchiert und damit Geschichte und Fakten zutage gebracht die mir grossteils unbekannt gewesen waren. So taucht der erste Geiser 1492 in den Archiven des Klosters St. Urban auf und 1676 wird der erste Peter Geiser in den Rechtsquellen namentlich erwähnt.

Einige waren mir bereits bekannt: Wie der Stadtbaumeister von Zürich, dessen Legat den Bau des Theaters auslöste oder der Bildhauer Karl Geiser.

Nicht bewusst hingegen war mir, dass in der Person von Karl Friedrich Geiser, ein berühmter Mathematiker des 19. Jahrhunderts und Entdecker der Geiser’schen Involutionen zu unserer Familien gehörte. Jedenfalls hätte ich in Anbetracht meiner miserablen Mathe-Noten dies nie gewagt zu vermuten. Geiser’schen Involutionen zu unserer Familien gehörte. Jedenfalls hätte ich inAnbetracht meiner miserablen Mathe Noten dies nie gewagt zu vermuten.

Zu meinem Vater

Die vielfälltige Beanspruchung meines Vaters durch verschiedene Ämter konnten wir in der Tonbildschau mitvollziehen. die Aufzählung ist bestimmt unvollständig und wird auch schwierig sein zu rekonstruieren. Neben den erwähnten Ämtern war er

  • Vizepräsident des Verwaltungsrates der Bank in Langenthal,
  • Verwaltungsrat der Ziegelwerke Werke Roggwil
  • Mitglied der Kadetten Kommission und
  • Präsident Burgerrats der Burgergemeinde Langenthal.

Zudem konnte er malen, dichten, und spielte Klavier, Akkordeon und Querflöte.

Wie erlebt man als kleiner Bub einen so vielbeschäftigten, vieltalentierten und berühmten Vater?

Natürlich war er viel auf Reisen und an Sitzungen und die Zeit, die er mit der Familie verbrachte war auf Abende und Wochenende beschränkt wie es aber in einer Familie mit eigenem Unternehmen üblich war. Wenn aber die Familie beisammen war so konnte er sie nicht nahe genug haben. Ich erinnere mich am Samstagabende an denen die Familie versammelt im elterlichen Schlafzimmer im Bett den Bunten Abend mit Ruedi Bernhard auf Radio Beromünster anhörte.

Trotz seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung (er hatte zwei Herzinfarkte und das bedeutete in den 40-50er Jahren eine sehr schlechte Prognose, und er fürchtete sich auch vor einem frühen Tod) war er ein Mensch sehr gerne und gerne gut gelebt hatte. Wir haben in unserem Heim im Allmen in grossbürgerlicher Art und Weise gelebt. Im Haushalt war eine Köchin und eine Haushaltshilfe, wir beschäftgten einen Chauffeur, der auch nach unserem Garten sah. Mein Vater umgab sich mit schöner Kunst, leistete sich schöne Autos und die Ferien verbrachten wir jeweils in Hotels erster Klasse. Meine Eltern waren auch vorzügliche Gastgeber ich erinnere mich an Abende mit wunderschön gedeckte Tischen und internationale oder freundschaftliche Gäste. Unter dem Tisch gab es einen Klingelknopf, mit dem man den nächsten Gang in der Küche abrufen konnte. Gäste. Unter dem Tisch gab es einen Klingelknopf, mit dem man den nächsten Ich könnte nie behaupten, ich sei in einfachen Verhältnissen aufgewachsen.

Wie war mein Vater als Unternehmerpersönlichkeit?

Sicher hat seine Denkweise der heutigen profitorientierten Managermentalität nichts zu tun gehabt. Das Geld hatte die Funktion, dass unter dem Strich die Rechnung stimmen musste und ansonsten ein Hilfsmittel war grosszügig zu sein.

So erinnere ich mich gerne an die Personalausflüge der gesamten Belegschaft mit Ehegatten auf die borromäischen Inseln oder an das Winzerfest in Vevey. Dies war für diese Zeit keineswegs selbstverständlich und würde wohl heute bei einem einsparungsbeflissenen McKinsey Berater nur Kopfschütteln verursachen.

Zweifelsohne war Peter Geiser ein kreativer und visionärer Geschäfteentwickler und vor allem ein hervorragender Kommunikator und ausgezeichneter Redner. Dafür setzte er auch seine Familie ein. Buben kommt grüssen, sagt How do you do Mr Philpot. Auch wenn es uns mörderisch stinkte.

Geduld war nicht seine Stärke, Eine gewisse Unrast gehörte sicher auch zu seiner Persönlichkeit mit der er seine Ehefrau und meine Mutter vielfach überfordert hatte. „Nimm die Plätzchen aus der Pfanne wir fahren nach Paris“, tönt heute noch anstrengend und war es vor 70 Jahren sicher noch umso mehr.

Bis zu dem Ende deiner Tage konnte sich mein Vater eine kindliche Liebe zu seiner Heimat dem Oberaargau erhalten. Zu seinen regelmässigen Ritualen gehörte eine Fahrt über die Linde und wenn wir jeweils durch den Torbogen fuhren und Richtung Jura blickten bemerkte mein Vater: Ist dies nicht der schönste Ort der Welt.

Das grosse Kind im Manne

Bei aller Ernsthaftigkeit in Beruf und Politik konnte sich mein Vater ein Kindlichkeit und Freude erhalten, die fast widersprüchlich zu seiner unternehmerischen Souveränität anmutete. So fuhren wir extra nach Bern, um eine Laurel & Hardy Film anzusehen. Mein Vater lachte so laut, dass der Familie peinlich wurde weil sich das ganze Publikum nach uns umdrehte.

In diesem Umfeld von kindlicher Freude, umfassender Talente und der berechtigten Angst vor einem kurzen Leben entstanden die Köbi-Bücher.

Er wollte uns auf spielerisch Art und Weise mit einem Kinderbuch seine gültigen Werte auf unseren Weg mitgeben. Er hat mit unendlicher Ausdauer gemalt, gedichtet und in gotischer Zierschrift (er ging noch zu Jakob Weder die Schrift lernen) seine Verse niedergeschrieben. In jedem der Bücher ist auch ein selbst komponiertes Musikwerk, einmal ein Marsch und einmal ein Wanderlied.

Deshalb war es mein persönlicher Wunsch, dass diese Bücher Eingang in diese Biographie finden. Es gibt dieser Unternehmergeschichte auch eine gewisse Einmaligkeit.

Unternehmerbiographien gibt es unzählige — aber nur eine mit einem Köbi- Buch. Ich habe sie hier mitgebracht — sie dürfen sie sich gerne ansehen.

Ich danke an dieser Stelle ganz herzlich dem Herausgeber Daniel Gaberell für die Initiative und der Forschungsstiftung der Stadt, die mit Ihrer Gutsprache den Prozess ins rollen brachte.

Ganz besonders danke ich auch den beiden Autoren Simon Kuert und Patrick Jordi, die mit sehr viel Herzblut, Respekt und Einfühlungsvermögen aber auch mit minutiöser Recherche sich der Person meines Vaters und der Köbi-Bücher annahmen.

Ich danke auch Martin Guggisberg, Filmemacher und Fotograf, der die Reproduktion des Morgenthaler-Bilds gestaltete und der den heutigen Abend in einer Fotoreportage festhält.

Und Ihnen danke ich nun für die Aufmerksamkeit.

— Peter R. Geiser

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